Digitalcourage: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Datenschutz-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(→‎Datenschutz-Kampagnen: Artikel aus Wikipedia Deutschland)
(→‎Anti-Zensur-DNS-Server: neue IP-Adresse)
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
 
(9 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''FoeBuD''' (''Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e. V.'') in Bielefeld (gegründet 1987) ist ein Verein für technik- und gesellschaftspolitisch interessierte Menschen, der sich vor allem für die ungehinderte Kommunikation ([[Informationsfreiheit]]) und [[Datenschutz]] einsetzt. Auch andere Themen wie Politik, Umwelt und Menschenrechte sind Betätigungsfelder des gemeinnützigen Vereins. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem [[Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung]].
'''Digitalcourage''' e.V. (vormals FoeBUD ''Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e. V.'') - gegründet 1987 in Bielefeld - ist ein Verein für technik- und gesellschaftspolitisch interessierte Menschen, der sich vor allem für die ungehinderte Kommunikation ([[Informationsfreiheit]]) und [[Datenschutz]] einsetzt. Auch andere Themen wie Politik, Umwelt und Menschenrechte sind Betätigungsfelder des gemeinnützigen Vereins. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem [http://www.vorratsdatenspeicherung.de/ Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung].


Bekannte Mitglieder des FoeBuD sind u. a. [[Rena Tangens]] und [[padeluun]].
Bekannte Mitglieder von Digitalcourage sind u.a. Rena Tangens und padeluun.


== Datenschutz-Kampagnen ==
== Datenschutz-Kampagnen ==
Bekannt ist der FoeBuD vor allem durch die Ausrichtung der deutschen [[Big Brother Awards]]. Mit diesen Negativpreisen werden Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen „ausgezeichnet“, die nach Ansicht der Jury besonders eklatant gegen die Grundsätze der [[Informationelle Selbstbestimmung|Informationellen Selbstbestimmung]] verstoßen haben.
Bekannt ist der Digitalcourage e.V. vor allem durch die Ausrichtung der deutschen [[Big Brother Awards]]. Mit diesen Negativpreisen werden Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen „ausgezeichnet“, die nach Ansicht der Jury besonders eklatant gegen die Grundsätze der [[Informationelle Selbstbestimmung|Informationellen Selbstbestimmung]] verstoßen haben.


Um mehr Bewusstsein für die Datenschutzproblematik von Rabatt- bzw. Bonusprogrammen zu schaffen, gab der Verein die sogenannte ''Privacy Card'' heraus. Diese ähnelte im Design einer regulären [[Payback]]-Karte und trug auch die Nummer einer normalen, auf den FoeBuD angemeldeten, Karte. Dadurch konnten ohne Preisgabe persönlicher Daten Rabattpunkte für den FoeBuD gesammelt und gleichzeitig das Profil verwässert werden. Nach einem halben Jahr, als bereits 2.000 derartige Karten in Verwendung waren, wurde seitens Payback aber die zugrundeliegende Karte gesperrt und der Vertrag gekündigt.
Um mehr Bewusstsein für die Datenschutzproblematik von Rabatt- bzw. Bonusprogrammen zu schaffen, gab der Verein die sogenannte ''Privacy Card'' heraus. Diese ähnelte im Design einer regulären Payback-Karte und trug auch die Nummer einer normalen, auf Digitalcourage angemeldeten, Karte. Dadurch konnten ohne Preisgabe persönlicher Daten Rabattpunkte für Digitalcourage gesammelt und gleichzeitig das Profil verwässert werden. Nach einem halben Jahr, als bereits 2.000 derartige Karten in Verwendung waren, wurde seitens Payback aber die zugrundeliegende Karte gesperrt und der Vertrag gekündigt.


Seit dem Oktober 2003 beschäftigt sich der FoeBuD e. V. mit [[Radio Frequency Identification|RFID]] und hat die StopRFID-Kampagne ins Leben gerufen. Thema dieses Projektes ist eine kritische Begleitung der Einführung der RFID-Technologie.
Seit dem Oktober 2003 beschäftigt sich der Digitalcourage e.V. mit [[RFID]] und hat die Stop-RFID-Kampagne ins Leben gerufen. Thema dieses Projektes ist eine kritische Begleitung der Einführung der RFID-Technologie.


Der FoeBuD ist Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung zum Gesetzesentwurf über die Vorratsdatenspeicherung des [[Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung|Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung]] und Unterstützer der Demonstrationen ''[[Freiheit statt Angst]]''.
Digitalcourage ist Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung zum Gesetzesentwurf über die Vorratsdatenspeicherung des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung und Unterstützer der Demonstrationen ''Freiheit statt Angst''.


Im März 2010 organisierte der FoeBuD eine Verfassungsbeschwerde gegen das [[ELENA-Verfahren]]<ref>FoeBuD: [https://petition.foebud.org/ELENA Verfassungsbeschwerde gegen ELENA nur noch symbolisch möglich!], gesehen am 29. April 2010.</ref>Sie reichte am 31. März 2010 die mit 22.005 Beschwerdeführern bislang zweitzahlreichste Verfassungsbeschwerde ein.<ref>FoeBuD: [http://www.foebud.org/datenschutz-buergerrechte/arbeitnehmerdatenschutz/elena/verfassungsbeschwerde-elena-verfahrensgesetz Verfassungsbeschwerde ELENA-Verfahrensgesetz] vom 31. März 2010, gesehen am 29. April 2010.</ref> Mit der Beschwerde wird beantragt,
Im März 2010 organisierte Digitalcourage eine Verfassungsbeschwerde gegen das ELENA-Verfahren<ref>[http://www.starostik.de/pages/elena-verfassungsbeschwerde.php ELENA Verfassungsbeschwerde] - Rechtsanwalt Starostik Berlin</ref><ref>AK Vorratsdatenspeicherung ruft auf zur [https://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/359/55/lang,de/ Teilnahme an Sammel-Verfassungsbeschwerde gegen ELENA]</ref>. Sie reichte am 31. März 2010 die mit 27.562 Beschwerdeführern bislang zweitzahlreichste Verfassungsbeschwerde ein<ref>[http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/ELENA AK Vorrat Wiki ELENA]</ref>. Mit der Beschwerde wird beantragt,  


:''die §§ 97 und 98 des Vierten Buches Sozialgesetzbuch in der Fassung des Gesetzes über das Verfahren des elektronischen Entgeltnachweises (ELENAVerfahrensgesetz) vom 28. März 2009, BGBl. I Nr. 17, ausgegeben am 1. April 2009, für unvereinbar mit Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 und Art. 4 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 140 des Grundgesetzes in Verbindung mit Artikel 136 Abs. 3 Weimarer Rechtsverfassung<ref>Meint wohl: Art. 136 Abs. 3 [http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/verfassung/index.html ''Weimarer <u>Reichs</u>verfassung''] vom 11. August 1919.</ref> zu erklären.''<ref>FoeBuD / Meinhard Starostik: [http://www.foebud.org/datenschutz-buergerrechte/arbeitnehmerdatenschutz/elena/verfassungsbeschwerde-elena-verfahrensgesetz.pdf/download Verfassungsbeschwerde ELENA – 1 BvR 902/10 - Kopie der am 31. März 2010 bei dem Bundesverfassungsgericht im Namen von 22005 Beschwerdeführern eingereichten Verfassungsbeschwerde], PDF (170.8 kB) vom 14. April 2010.</ref>
:''die §§ 97 und 98 des Vierten Buches Sozialgesetzbuch in der Fassung des Gesetzes über das Verfahren des elektronischen Entgeltnachweises (ELENA-Verfahrensgesetz) vom 28. März 2009, BGBl. I Nr. 17, ausgegeben am 1. April 2009, für unvereinbar mit Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 und Art. 4 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 140 des Grundgesetzes in Verbindung mit Artikel 136 Abs. 3 Weimarer Rechtsverfassung (Meint wohl: Art. 136 Abs. 3 [https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/verfassung/ ''Weimarer <u>Reichs</u>verfassung''] vom 11. August 1919)
 
zu erklären.''<ref>Digitalcourage / Meinhard Starostik: [https://digitalcourage.de/sites/default/files/media/datenschutz/elena-verfassungsbeschwerde.pdf Verfassungsbeschwerde ELENA – 1 BvR 902/10 - Kopie der am 31. März 2010 bei dem Bundesverfassungsgericht im Namen von 22005 Beschwerdeführern eingereichten Verfassungsbeschwerde], PDF (170.8 kB) vom 14. April 2010.</ref>


== Anti-Zensur-DNS-Server ==
== Anti-Zensur-DNS-Server ==
Anlässlich des Entwurfes zum ''„Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen“'', welches die [[Sperrung von Webseiten in Deutschland]] regeln soll, betreibt FoeBuD seit dem 17. April 2009 einen eigenen öffentlichen zensurfreien DNS-Server unter der IP-Adresse 85.214.20.141.<ref>FoeBuD: [http://www.foebud.org/newsletter/newsletterarchiv/foebud-newsletter-ausgabe-20-juli-2011/ Newsletter] vom 20. Juli 2011</ref>
Anlässlich des Entwurfes zum ''Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen'', welches die [[Sperrung von Webseiten in Deutschland]] regeln soll, betreibt Digitalcourage seit dem 17. April 2009 einen eigenen öffentlichen zensurfreien DNS-Server. Wegen der großen Nachfrage wurde am 26. April 2018 ein zweiter DNS-Server dieser Art in Betrieb genommen, der unter der IP-Adresse 46.182.19.48 erreichbar ist.<ref>Digitalcourage: [https://digitalcourage.de/support/zensurfreier-dns-server Zensurfreier DNS-Server] vom 23. September 2013.</ref>


== Auszeichnung ==
== Auszeichnung ==


2008 wurde der FoeBuD für sein Engagement im Bereich der Bürgerrechte und des Datenschutzes, insbesondere als Ausrichter der deutschen Big Brother Awards mit einer [Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet.
2008 wurde der Digitalcourage e.V. für sein Engagement im Bereich der Bürgerrechte und des Datenschutzes, insbesondere als Ausrichter der deutschen Big Brother Awards mit einer Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet.


== BIONIC und das Zamir Transnational Network ==
== BIONIC und das Zamir Transnational Network ==


Im FoeBuD entstand 1987 die ''BIONIC''-[[Mailbox (Computer)|Mailbox]]. Leitsätze des Systems waren der Verzicht auf Zensur und unbeschränkter Rechte für Systembetreiber. Stattdessen war die BIONIC als Gemeinschaftsprojekt angelegt und so Geburtsstätte vieler weiterer früherer Mailbox-Netze wie z.&nbsp;B. das frühere Netzwerk ''Solinet'', das vor allem von Gewerkschaftern genutzt wurde. Die BIONIC wurde so zur frühen Netzheimat vieler linker und linksalternativer Gruppierungen.
Bei Digitalcourage entstand 1987 die ''BIONIC''-Mailbox. Leitsätze des Systems waren der Verzicht auf Zensur und unbeschränkter Rechte für Systembetreiber. Stattdessen war die BIONIC als Gemeinschaftsprojekt angelegt und so Geburtsstätte vieler weiterer früherer Mailbox-Netze wie z.&nbsp;B. das frühere Netzwerk ''Solinet'', das vor allem von Gewerkschaftern genutzt wurde. Die BIONIC wurde so zur frühen Netzheimat vieler linker und linksalternativer Gruppierungen.


Eric Bachman, ein BIONIC-Nutzer und Mitglied des FoeBuD, schuf ab 1991 mit Unterstützung von [[padeluun]] und anderen das ''Zamir Transnational Network''. Dieses war eine Reaktion auf den zu dieser Zeit begonnenen Krieg in Jugoslawien. ''Za mir'' bedeutet ''Für den Frieden''. Das gleichnamige Netzwerk diente zur kostengünstigen und einfachen Vernetzung von Friedensgruppen vor Ort zur Bildung eines gewaltfreien Widerstands. Auch hier kam auf Grund der beschränkten Möglichkeiten – so standen z.&nbsp;B. dem System in Sarajevo für die Versorgung von 1.500 Nutzern nur drei Telefonleitungen zur Verfügung – die [[Z-Netz|Zerberus-Software]] zum Einsatz. Nach und nach bildeten sich weitere Mailboxen z.&nbsp;B. in Ljubljana (Slowenien), Zagreb (Kroatien), Belgrad (Serbien), Tuzla (Bosnien) und Priština (Kosovo). Diese Systeme waren über das Zamir-Netzwerk miteinander verbunden.
Das ZAMIR-Netz kam mit (FoeBuD-)Mitglied Eric Bachman, der ab 1991 , als der Krieg in Jugoslawien begann, bei den Friedensgruppen vor Ort Seminare für gewaltfreien Widerstand veranstaltete<ref>Art d’Ameublement - Einige Mosaiksteine für das kollektive Netzgedächtnis: [http://www.ameublement.de/page_id=224/ Die BIONIC MailBox]</ref>. Er sah die Notwendigkeit, die Bevölkerung auf beiden Seiten der Front miteinander zu vernetzen, denn als Krieg ausbrach, wurden Telefonleitungen blockiert und teilweise zerstört. Damit wieder kommuniziert werden konnte, hat Digitalcourage (damals noch FoeBuD e.V.) das Mailbox-Netzwerk Zamir (dt.: „für Frieden“) mit aufgebaut. Eric Bachman war vor Ort und half, Mailboxen zu installieren in Zagreb, Belgrad, Tuzla, Ljubljana, Priština und Sarajevo. Mittelpunkt des Zamir-Netzwerkes war Bielefeld, im Keller in der Marktstraße wurde der zentrale Mailbox-Knoten betrieben<ref>Digitalcourage-Newsletter April 2015: [https://digitalcourage.de/blog/2015/digitalcourage-newsletter-april-2015 Zamir-Netz-Gründer Eric Bachman in Deutschland]</ref>.
 
== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
 
* [http://https://digitalcourage.de/ Digitalcourage e.V.]
* [http://www.foebud.org/ FoeBuD e.&nbsp;V.]
* [https://digitalcourage.de/tags/rfid RFID-Kampagnen]
* [http://www.stoprfid.de/ StopRFID-Kampagne]
* [http://www.befreite-dokumente.de/ Befreite Dokumente.de], eine Aktion gemeinsam mit dem [[Chaos Computer Club]]
* [http://chaosradio.ccc.de/cre140.html Chaosradio Express über den FoeBuD]
* [http://chaosradio.ccc.de/cre140.html Chaosradio Express über den FoeBuD]


[[Kategorie:Datenschutzorganisation]]
== Einzelnachweise ==
<references/>
[[Kategorie:Organisationen]]
<noinclude>{{BfDI-Content}}</noinclude>

Aktuelle Version vom 26. April 2018, 21:14 Uhr

Digitalcourage e.V. (vormals FoeBUD Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e. V.) - gegründet 1987 in Bielefeld - ist ein Verein für technik- und gesellschaftspolitisch interessierte Menschen, der sich vor allem für die ungehinderte Kommunikation (Informationsfreiheit) und Datenschutz einsetzt. Auch andere Themen wie Politik, Umwelt und Menschenrechte sind Betätigungsfelder des gemeinnützigen Vereins. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung.

Bekannte Mitglieder von Digitalcourage sind u.a. Rena Tangens und padeluun.

Datenschutz-Kampagnen

Bekannt ist der Digitalcourage e.V. vor allem durch die Ausrichtung der deutschen Big Brother Awards. Mit diesen Negativpreisen werden Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen „ausgezeichnet“, die nach Ansicht der Jury besonders eklatant gegen die Grundsätze der Informationellen Selbstbestimmung verstoßen haben.

Um mehr Bewusstsein für die Datenschutzproblematik von Rabatt- bzw. Bonusprogrammen zu schaffen, gab der Verein die sogenannte Privacy Card heraus. Diese ähnelte im Design einer regulären Payback-Karte und trug auch die Nummer einer normalen, auf Digitalcourage angemeldeten, Karte. Dadurch konnten ohne Preisgabe persönlicher Daten Rabattpunkte für Digitalcourage gesammelt und gleichzeitig das Profil verwässert werden. Nach einem halben Jahr, als bereits 2.000 derartige Karten in Verwendung waren, wurde seitens Payback aber die zugrundeliegende Karte gesperrt und der Vertrag gekündigt.

Seit dem Oktober 2003 beschäftigt sich der Digitalcourage e.V. mit RFID und hat die Stop-RFID-Kampagne ins Leben gerufen. Thema dieses Projektes ist eine kritische Begleitung der Einführung der RFID-Technologie.

Digitalcourage ist Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung zum Gesetzesentwurf über die Vorratsdatenspeicherung des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung und Unterstützer der Demonstrationen Freiheit statt Angst.

Im März 2010 organisierte Digitalcourage eine Verfassungsbeschwerde gegen das ELENA-Verfahren[1][2]. Sie reichte am 31. März 2010 die mit 27.562 Beschwerdeführern bislang zweitzahlreichste Verfassungsbeschwerde ein[3]. Mit der Beschwerde wird beantragt,

die §§ 97 und 98 des Vierten Buches Sozialgesetzbuch in der Fassung des Gesetzes über das Verfahren des elektronischen Entgeltnachweises (ELENA-Verfahrensgesetz) vom 28. März 2009, BGBl. I Nr. 17, ausgegeben am 1. April 2009, für unvereinbar mit Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 und Art. 4 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 140 des Grundgesetzes in Verbindung mit Artikel 136 Abs. 3 Weimarer Rechtsverfassung (Meint wohl: Art. 136 Abs. 3 Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919)

zu erklären.[4]

Anti-Zensur-DNS-Server

Anlässlich des Entwurfes zum Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen, welches die Sperrung von Webseiten in Deutschland regeln soll, betreibt Digitalcourage seit dem 17. April 2009 einen eigenen öffentlichen zensurfreien DNS-Server. Wegen der großen Nachfrage wurde am 26. April 2018 ein zweiter DNS-Server dieser Art in Betrieb genommen, der unter der IP-Adresse 46.182.19.48 erreichbar ist.[5]

Auszeichnung

2008 wurde der Digitalcourage e.V. für sein Engagement im Bereich der Bürgerrechte und des Datenschutzes, insbesondere als Ausrichter der deutschen Big Brother Awards mit einer Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet.

BIONIC und das Zamir Transnational Network

Bei Digitalcourage entstand 1987 die BIONIC-Mailbox. Leitsätze des Systems waren der Verzicht auf Zensur und unbeschränkter Rechte für Systembetreiber. Stattdessen war die BIONIC als Gemeinschaftsprojekt angelegt und so Geburtsstätte vieler weiterer früherer Mailbox-Netze wie z. B. das frühere Netzwerk Solinet, das vor allem von Gewerkschaftern genutzt wurde. Die BIONIC wurde so zur frühen Netzheimat vieler linker und linksalternativer Gruppierungen.

Das ZAMIR-Netz kam mit (FoeBuD-)Mitglied Eric Bachman, der ab 1991 , als der Krieg in Jugoslawien begann, bei den Friedensgruppen vor Ort Seminare für gewaltfreien Widerstand veranstaltete[6]. Er sah die Notwendigkeit, die Bevölkerung auf beiden Seiten der Front miteinander zu vernetzen, denn als Krieg ausbrach, wurden Telefonleitungen blockiert und teilweise zerstört. Damit wieder kommuniziert werden konnte, hat Digitalcourage (damals noch FoeBuD e.V.) das Mailbox-Netzwerk Zamir (dt.: „für Frieden“) mit aufgebaut. Eric Bachman war vor Ort und half, Mailboxen zu installieren in Zagreb, Belgrad, Tuzla, Ljubljana, Priština und Sarajevo. Mittelpunkt des Zamir-Netzwerkes war Bielefeld, im Keller in der Marktstraße wurde der zentrale Mailbox-Knoten betrieben[7].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ^ ELENA Verfassungsbeschwerde - Rechtsanwalt Starostik Berlin
  2. ^ AK Vorratsdatenspeicherung ruft auf zur Teilnahme an Sammel-Verfassungsbeschwerde gegen ELENA
  3. ^ AK Vorrat Wiki ELENA
  4. ^ Digitalcourage / Meinhard Starostik: Verfassungsbeschwerde ELENA – 1 BvR 902/10 - Kopie der am 31. März 2010 bei dem Bundesverfassungsgericht im Namen von 22005 Beschwerdeführern eingereichten Verfassungsbeschwerde, PDF (170.8 kB) vom 14. April 2010.
  5. ^ Digitalcourage: Zensurfreier DNS-Server vom 23. September 2013.
  6. ^ Art d’Ameublement - Einige Mosaiksteine für das kollektive Netzgedächtnis: Die BIONIC MailBox
  7. ^ Digitalcourage-Newsletter April 2015: Zamir-Netz-Gründer Eric Bachman in Deutschland


Dieser Text wurde aus dem Datenschutz-Wiki der BfDI übernommen. Bearbeitungen vor dem 16.April 2016 stehen unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland.